„Never judge a book by its cover“ – beurteile nie etwas nur von außen bzw. wörtlich „beurteile ein Buch nie nach seinem Einband.“
Im englischen Sprachraum ist dies ein gängiger Ausspruch, und es liegt viel Weisheit darin. Denn es ist keine gute Idee, vorschnelle Urteile aufgrund von Äußerlichkeiten zu fällen – ob wir nun über Bücher oder über Menschen sprechen.
Aber dennoch will ich Ihnen ein Geheimnis verraten.
Bücherfans beurteilen andere Menschen nämlich oft nach deren Lesegewohnheiten, insbesondere dem Mangel daran. Wenn eine Person sagt, sie „lese nicht“, können Bücherwürmer völlige Verständnislosigkeit zum Ausdruck bringen: Wie ist das möglich? Aber in diesem Urteil liegt keine Gehässigkeit. Es ist eher so, dass aus dem Blickwinkel einer Leseratte eine solche Enthüllung der Behauptung gleichkommt, jemand würde nicht atmen oder laufen.
Für diejenigen von uns, die in der Literatur einen Rettungsanker sehen, werden hier einige unserer besonderen Gewohnheiten beschrieben:
1. Lesemomente priorisieren
Wenn wir mitten in einem spannenden Buch stecken, sei es ein packender Thriller oder das Werk eines Sachbuchgenies, versuchen wir, unsere Zeit um die Lektüre herum einzuteilen, damit wir immer wieder zu unserem Buch zurückkehren können. Im Mittelpunkt eines perfekten Freitagabends kann also anstelle des städtischen Nachtlebens durchaus ein guter Roman stehen.
2. Besondere Orte zum Lesen haben
Einige von uns machen es sich mit einem Buch im Bett bequem, andere steuern einen gemütlichen Platz in einer Bibliothek oder einem Café an. Eine meiner bücherversessenen Freundinnen beharrt darauf, dass ein heißes Bad der mit Abstand beste Ort ist, um sich in ein fesselndes Werk zu vertiefen.
3. Unsere Schätze aufbewahren
Leseratten haben tendenziell Probleme damit, ihre Bücherwut im Zaum zu halten, sodass uns regelmäßig der Platz ausgeht, um alle unsere kostbaren Wälzer zu horten. Deshalb bilden Taschen- und gebundene Bücher oft ungewöhnlich hohe Stapel beispielsweise auf unseren Nachttischen und Fensterbänken.
4. Organisationsprobleme zugeben
Wie wir unsere Bücher anordnen, ist ein Thema für ernsthafte Diskussionen. Alphabetisch? Nach Farbe oder Größe? Oder nach Genre – Belletristik, Sachbuch, inländisch, international? Einige bringen alle limitierten Ausgaben und signierten Bücher in einem eigenen besonderen Regalbereich unter. Und einige verbergen ihre Strandlektüre dort, wo sie nicht gesehen werden kann – damit wir nicht für unseren literarischen Geschmack verurteilt werden.
5. Endlose Listen von zu lesenden Büchern erstellen
Zum Glück werden uns nie die Bücher ausgehen, die wir noch lesen können, da es auf der Welt so viele gibt. Deshalb ist es ganz wichtig, ständig Listen darüber zu führen, was wir unbedingt lesen müssen. Einige tun dies auf die altmodische Weise mit Stift und Papier in einem Notizbuch, andere haben spezielle Text- und Fotodateien, die dieser wichtigen Aufgabe gewidmet sind.
6. Buchladenbesuche rationieren und planen
Für Leseratten kann der Besuch eines ausgezeichneten, gut sortierten Buchladens ein kostspieliger Ausflug sein, weil wir versucht sind, eine Menge Bücher zu kaufen. Gleichzeitig bilden Buchläden einen wichtigen Teil unserer Reiseplanung, da es so viele auf der Welt gibt, die es sich zu besuchen lohnt – zum Beispiel Shakespeare & Company in Paris, Dussmann das KulturKaufhaus in Berlin oder The Last Bookstore in Los Angeles, um nur ein paar zu nennen.
7. Überlegungen bei der Auswahl eines Exemplars
Beim physischen Kauf von Büchern (also nicht online) nehmen es einige Leseratten sehr genau damit, welche sie auswählen. Einer meiner Bücherwurmfreunde muss immer sicherstellen, dass das Buch, das er erwerben möchte, einen vollkommen makellosen Einband hat (Kratzer sind nicht erlaubt) und dass das Preisschild abgezogen werden kann, ohne Spuren zu hinterlassen. Denn in seinen Worten ist der Preis auf dem Aufkleber irrelevant, da Bücher unbezahlbar sind.